1Die Hand des Herrn hat mich berührt,
Hat alle Freude mir entführt;
Kaum fühl in mir die Seel ich doch,
Und die, heißts, muss ich geben noch.
5Ob hell die Sonn im Aufgang steht,
Ob sie verlöschend untergeht,
Mir blutet immer gleich das Herz,
Und nimmer wird gestillt sein Schmerz.
Das Auge wird nie trocken mir,
10So muss ich weinen für und für,
So muss ich weinen, Herre mein,
Wer kann vor Dir verborgen sein?
Schwimmt nur aufs hohe Meer hinaus,
Verweilet nur im Schlachtgebraus,
15Das Unglück, überall schlägts ein,
Mags noch so unwahrscheinlich sein.
Mein Leben so bescheiden war,
Dass mich kaum jemand ward gewahr
Und Missgunst nichts und Missgeschick
20Anhaben mochten meinem Glück.
Allein der Herr, der sieht und wacht
Und ob der Menschen Fürsicht lacht,
Traf mich mit umso härterm Stoß,
Je sicherer mir schien mein Los.
25Und der Verstand, der frei von Leid
Klug sprach von Widerwärtigkeit,
Heut weiß er selber kaum von sich:
So stützt’ er in der Krankheit mich.
Zuweilen lenkt’ er gern wohl ein,
30Will mich von schwerem Leid befrein:
Doch so ihr auf die Waag ihn legt, —
Das Leid bleibt unten, unbewegt.
Es irrt der Mensch, dass Schaden man
Nicht Schaden nennen soll und kann;
35Und wer gar lacht, wenn Leid ihn drückt,
Der, möcht ich sagen, ist verrückt.
Doch wer gering das Weinen hält,
Ich hör es wohl, was der erzählt:
Nur wird davon das Leid nicht klein,
40Nein, größres noch dringt auf ihn ein.
Denn wem ein Weh die Seele sticht,
Muss weinen, willig oder nicht,
Was wohl nicht Ehre bringt; zum Schmerz
Versehrt dann Schmach ihm noch das Herz.
45Schwer ist, bei Gott, die Medizin
Für einen kummervollen Sinn;
Wer meines Wohlseins Freund will sein,
Dem falle doch was Leichtres ein!
Drum lass ich meinen Tränen Lauf,
50Gab ich doch alle Hoffnung auf,
Dass mich sollt retten der Verstand;
Das liegt allein in Gottes Hand.