1Weisheit, um teures Geld man dich erkaufen müsste,
Wenn sich der Spruch bewährt, du träfest alle Lüste,
All menschlich Weh zusamt den Wurzeln auszuraffen,
Ja selbst den Menschen schier zum Engel umzuschaffen.
5Der nichts von Schmerze weiß, kein sehrend Leid verspüret,
Der keinem Missgeschick erliegt, den Furcht nicht rühret.
Dir gilt der Menschen Tun für bloße Nichtigkeit,
Gleichmüt’ge Sinnesart im Glück wie auch im Leid
Trägst du in dir; dem Tod beutst du dich furchtlos dar,
10So stehst du sicher da, ewig, unwandelbar.
Du misst den Reichtum nicht mit Gold und Schätzen zu.
Doch was Natur erheischt, das spendest reichlich du;
Dein Auge, dem sich nichts entzieht, das immer wache,
Erspäht den Elenden selbst unter goldnem Dache.
15Dem Armen neidst du nicht, dass er sich glücklich heißt,
Wenn er dein Mahnwort nur zu hören sich befleißt.
Ich unglücksel'ger Mann, der ich all meine Jahre
Damit verbracht, dass ich die Schwelle dein gewahre:
Nun von der Treppe Fuß jählings zurückgesetzt,
20Bin unter andern ich einer von vielen jetzt.