1Wir, Herre, Deine unfolgsamen Kinder
Gedenken Deiner minder
In unsres Glückes Zeiten
Und lassen nur von eitler Lust uns leiten.
5Sehn nicht, dass Deine Gnad es uns verliehen,
Und schnell wirds auch entfliehen,
Wenn wir nur Undank haben,
O Herr, für Deine wohlgeneigten Gaben.
Halt uns im Zaum, dass uns nicht üppig mache
10Die Erdenlust, die flache;
Dass wir Dir Ehre zollen —
In Strafe, wenn wir nicht in Liebe wollen.
Doch mit des Vaters Maße straf uns Schlimme,
Denn wir vor Deinem Grimme
15Taun wie das Schneegefilde,
Wenn es die Himmelssonne wärmt, die milde.
Schnell stößt Du uns ins Elend, ew’ger Herre,
Wenn Deine Hand, die schwere,
Auf uns will niedergleiten,
20Schon Deine Ungnad muss uns Qual bereiten.
Doch ewig bleibt Dein Mitleid rühmlich stehen,
Eh wird die Welt vergehen,
Eh Du dem Demutvollen,
War er auch lang abtrünnig, wolltest grollen.
25Du siehst vor Deinem Richterthron mich Armen,
Doch lässt Dein Allerbarmen,
Den Zorn sich nicht entfalten:
Lass heut, Herr, über mich Dein Mitleid walten!